Jean Samuel Guisan (1740–1801)

Jean Samuel Guisan (1740–1801). Das von einem unbekannten Meister gemalte Bild zeigt Guisan in der Uniform eines Brigadiers der Helvetischen Republik. (Öl auf Leinwand, Privatbesitz, Foto Rémy Gindroz).[1]

Guisan wurde 1798 Oberinspektor für Strassen- und Brückenbau der helvetischen Zentralverwaltung. In dieser Funktion ist er bis Mitte 1801 in einer dichten Reihe von Verwaltungsquellen zu fassen. Er hatte die Federführung im Prozess der Reorganisation des Strassenwesens, in welchem die Umfrage der Strassenklassifikation ein zentrales Vorhaben war. Das ist Grund genug, sich mit dieser Person eingehender zu befassen.

Jugend

Jean Samuel Guisan wurde 1740 in Avenches geboren.[2] Da seine Eltern verarmten und ihm deswegen kein Studium finanzieren konnten, machte er in Genf eine Lehre als Zimmermann. Neben seiner ersten Berufstätigkeit belegte er Kurse in Mathematik, Physik, Architektur und Festungsbau.[3] In den 1760er-Jahren arbeitete er beim Ingenieur und Architekten Abraham Burnand in Unternehmungen des bernischen Chausseebaus. Dabei hatte er die Arbeiten an der Strasse von Vevey nach Moudon zu überwachen, bei denen er sich weitere Fachkenntnisse des Ingenieurwesens aneignete.

Surinam und Guayana

Surinam, Karte von Alexandre Lavaux aus dem Jahr 1758. Zwei der 436 Plantagen, «Accaribo» und «La Liberté» (im Zentrum der roten Kreise), gehörten Guisans Onkel. Sie hatten je eine Grösse von rund zehn Quadratkilometern. Beide Plantagen lagen in der Nähe des Hauptortes Paramaribo.[4] (Karte: Memory of the Netherlands[5])

1769 wanderte Guisan nach Surinam (Holländisch Guayana) aus. Er folgte dabei seinem Onkel väterlicherseits, Jean Chevalier. In den Plantagen seines Onkels avancierte er 1771 zum Direktor für landwirtschaftliche Arbeiten. Zudem überarbeitete er für die Kolonialverwaltung Pläne und Karten der Kolonie. 1777 warb ihn der hohe französische Marineoffizier und Kolonialbeamte Pierre-Victor Malouet ab, um in der benachbarten Kolonie die Leitung der Landwirtschaft und der Infrastruktur zu übernehmen. In diesem Zusammenhang wurde Guisan zum Hauptmann der französischen Kolonialtruppen ernannt.[6]

Französisch Guayana zählte Mitte der 1780er-Jahre rund 1400 Weisse, ungefähr 9000 schwarze Sklavinnen und Sklaven sowie eine kleine Anzahl von Freigelassenen. Die indigene Bevölkerung wurde auf rund 25’000 Personen geschätzt.[7] In seiner Tätigkeit erbrachte Guisan zwischen 1777 und 1791 besondere Leistungen im Rahmen der Melioration des Sumpfes entlang des Approuage zu einer landwirtschaftlich nutzbaren Region, beim Bau des Kanals von Kaw sowie bei der Trockenlegung des Sumpfes bei Cayenne. Er liess die erste Zuckermanufaktur der Kolonie bauen und er führte die Gewürznelkenkultur ein.[8]

Die Wirkungsfelder in den Kolonien sind Gegenstand verschiedener Denkschriften und Berichte, die Guisan an die französische Regierung und an die Kolonialverwaltung im Marineministerium sandte.[9] Weitere Quellen zu dieser Zeit sind die 1802 veröffentlichten Rechenschaftsberichte von Malouet[10] und mehrere nachträgliche, in unterschiedlichen Zusammenhängen entstandene Selbstdarstellungen von Guisan. Eine Aufzählung seiner Tätigkeitsbereiche lieferte Guisan mit seiner Bewerbung für die Position des leitenden Ingenieurs der Helvetischen Republik vom 24. März 1798: Er sei im Land sehr wenig bekannt. Deshalb verweise er auf einen Bericht über seine Leistungen, den er dem französischen Direktorium gesandt habe. Er legte der Bewerbung eine Kopie des Berichts bei. Seiner Darstellung nach hatte er aufgrund der französischen Versprechungen die Anwartschaft auf ein grosses Vermögen in Surinam aufgegeben, um im Tiefland von Guayana eine neue Kolonie aufzubauen. Er verwies auf seine Erfolge. «Je suis entré au service avec les Brevêts d’Ingénieur en chêf pour la partie Hydraulique & celui de Capitaine d’Infanterie; et j’ai souvent été chargé de faire le service d’Ingénieur militaire, ainsi que de fortifier des postes extérieurs très importans.» In einer Anmerkung nannte er folgende Arbeiten: «tous les grands ouvrages, les dessechemens des marais, nouveaux hopitaux, pompes à feu, approvisionnemens d’eaux, nivêlement des rues & autres faits […].» Diese Massnahmen hätten die ungesunden Lebensumstände, die noch 1779 mehr als 5000 Todesopfer forderten, entscheidend verbessert. Zwei Punkte erwähnte er besonders: erstens seine Beschäftigung mit dem Militäringenieurwesen in Zeiten des Kriegs – da bezog er sich wahrscheinlich auf die Guerillakämpfe entflohener Sklaven in Surinam und in Guayana sowie auf die verschiedenen Strafexpeditionen und Fortifikationen gegen diese – und, zweitens, auf den Aufbau von Kolonien. Offensichtlich fühlte er sich dadurch für die von ihm nachgesuchte Stellung in der Helvetischen Republik besonders befähigt: «Malgré l’immense travail que me donnoit la partie des desecchemens à l’Amérique la création de cette nouvelle Colonie, qui n’a pas manqué de contradicteurs ni de calomniateurs, je trouvai encore le tems pour rendre des services importans dans la partie du Génie & l’artillerie en tems de guerre; j’ai de plus fait diverses ceints considerables divers ouvrâges concernant l’amélioration de la Guyane; enfin j’ai encore trouvé le tems de composer un traité sur le desecchement et la culture des terres noyées, qui a été imprimé & a été fort utile.» Und schliesslich habe er nicht nur am Infrastrukturbau mitgewirkt, sondern auch den Anbau indonesischer Gewürze mit dem Ziel eingeführt, sie zu einem kolonialen Handelszweig zu machen.[11]

Das Inhaltsverzeichnis des von Jean Samuel Guisan verfassten, 1788 publizierten Werks «Traité sur les Terres noyées de la Guiane» vermittelt einen Eindruck des breiten Tätigkeitsfeldes in der französischen Kolonie. Das Werk gibt einen guten Eindruck darüber, wie stark Guisan in die auf der Sklaverei basierende Wirtschaft und Gesellschaft der Kolonie involviert war.

Sklavenarbeit war ein integraler Bestandteil jener Wirtschaftsverhältnisse, in denen Guisan leitender, erfolgreicher Angestellter war, notabene in einer Zeit verbreiteter Rebellion der Sklaven und der sogenannten Maroons.[12] Gemäss seiner späteren autobiografischen Darstellung war es ihm ein Anliegen, das Los der Sklaven zu erleichtern, die zu Hunderten in den Plantagen und an den Infrastrukturen arbeiteten, deren Leitung Guisan innehatte. Ein Abolitionist war und wurde er aber nicht. Seine Ausführungen zur Haltung der Sklaven lassen mehr auf eine humaner gestaltete, aufgeklärte (und darum erst wirtschaftlich profitable) Sklaverei schliessen. Eine solche Haltung und seine Sorge um die von ihm verantworteten infrastrukturellen Anfänge, für die jede Art des Kontrollverlustes verheerend war, brachten ihm in der zweiten Hälfte der 1780er-Jahre die Gegnerschaft der auch in der Kolonie auftretenden revolutionären Kräfte. Als Folge seiner Auseinandersetzungen mit diesen und seiner schon lange dauernden Opposition zum Gouverneur Lescalier wurde er vom Kolonialrat abgesetzt.

Er verliess Guayana im Juli 1791. Bei einem auf der Heimreise vor Barcelona erlittenen Schiffbruch verlor Guisan die meisten seiner zahlreichen, offensichtlich sorgfältig aufbewahrten Unterlagen, darunter ein Manuskript eines weiteren Werks und – so seine Aussage – die Dokumente, die seinen Anspruch auf eine angemessene Bezahlung durch Frankreich respektive auf eine Pension belegt hätten.[13]

Rückkehr und Bewerbung

1792 nach Avenches zurückgekehrt heiratete Guisan ein zweites Mal; die erste Ehe war er 1780 auf einer Dienstreise nach Paris mit Julie Le Neuf de Beaubassin, einer Adligen aus der Normandie eingegangen, die 1784 starb. Seine zweite Frau, Henriette Elisabeth Guisan, eine entfernte Verwandte, war Tochter eines Majors aus Avenches. Mit ihr hatte er zwei Söhne. Er bezog mit seiner Familie in Anvenches ein Bürgerhaus, das früher seinem Grossvater gehört hatte. In den folgenden Jahren ist er kaum noch fassbar. Gemäss seinen eigenen Aussagen machte die wegen Guayana angeschlagene Gesundheit zunächst einmal eine Erholung notwendig. Nebenbei übte er kleinere Funktionen in der kommunalen Verwaltung aus. Er scheint aber kein intensives Berufsleben mehr gehabt zu haben. Am Ende dieser Lebensphase verfasste er für seine zwei noch jungen Söhne eine lange autobiographische Erinnerung über seine Jugend und seine Zeit und Wirksamkeit in Surinam und Guayana.[14]

Das war Guisans persönlicher Werdegang bis zu dem Moment, als er sich um die Stelle eines helvetischen Generalsinspektors bewarb – und diese Stelle auch erhielt.

Anders als es sein Biograf Charles Eynard 1842 darstellte, hatte Guisan an den Ende 1797 in der Waadt ausbrechenden Unruhen keinen aktiven Anteil. Wegen diesen verreiste er sogar zeitweise nach Neuenburg. Als die Revolution dann aber die gesamte alte Eidgenossenschaft erfasste und am 12. April 1798 die Helvetische Republik proklamiert wurde, begann für Guisan noch einmal eine Phase intensiver und verantwortungsvoller beruflicher Tätigkeit. Damals war er 58jährig.

Es waren prominente Waadtländer und Freiburger Protagonisten der regionalen und nationalen Umwälzungen wie Jules Muret, Frédéric-César de La Harpe, Jean-Marc Mousson oder Abraham Fornerod, welche Guisan für jenen Posten empfahlen, auf dem er nun noch einmal drei Jahre lang eine erstaunliche, grosse Schaffenskraft entwickelte. Am 20. April 1798 schrieb Senator Fornerod an das Directoire exécutif über Guisan:

«Citoyens Directeurs
Je prends la liberté de vous reccomander pour Ministre des Beaux Arts, des Edifices publics & des Ponts & Chaussées le Citoyen J. Sam. Guisan d’Avenches qui a servi pendant 15 années le Gouvernement français, comme Ingenieur en Chef & Capitaine à Cayenne, homme du plus grand mérite, & il en avoit obtenu la Croix,[15] en recompense de ses services, avec une pension de Mille Ecus. Il a été obligé de demander un Congé pour retablir sa santé délabrée par les Grand travaux quil a été forcé de continuer tout le tems de son Employ, afin de parvenir au Desecchement de la Guyane française, & à l’Etablissement des Epiceries dans la dette Colonie, qui est son ouvrage.
Il a dailleurs toutes les autres qualités requises pour occuper cette place importante, étant grand mathematicien, astronome, architecte, & ne connoissant personne en France ni en Suisse qui puisse le surpasser dans la partie hydrolique & des Ponts & Chaussées.
Les meilleurs renseignements que vous pourriez prendre sur son compte sont notés dans les Bureaux de la Marine à Paris jusqu’en 1792, epoque de sa Retraite.
Salut & fraternité
A. Fornerod»[16]

Guisan bot dem Directoire Exécutif mit einem Schreiben vom 24. März 1798 dann auch noch persönlich seine Dienste als «premier ingénieur en chef des ponts et Chaussées de la République, ainsi pour la partie hydraulique, le génie, les édifices publics, l’architecture et d’autre objets […]» an.[17]

Inspecteur général der Helvetischen Republik

Kurz danach fällte das Direktorium den Entscheid, im Kriegsministerium ein Strassen- und Brückeninspektorat mit je einem französisch- und deutschsprachigen «commis inspecteur» zu besetzen.[18] Es nominierte für diese Funktion «capitaine ingénieur» Guisan und Johannes Feer von Zürich. Letzterer zog jedoch eine Anstellung als Bauinspektor des Herzogs von Sachsen-Meiningen dem helvetischen Engagement vor.[19] Darauf beschloss das Direktorium am 27. Oktober 1798, Guisan provisorisch zum Inspecteur général zu ernennen: «Le Citoyen Guisan Commis au même Bureau pour la partie française est nommé provisoirement à l’inspection générale des ponts et chaussées pour toute la République.»[20] Auf Antrag des Kriegsministers wurde er am 26. April 1799 zudem in den Rang eines «Chef de Brigade» im Geniecorps der helvetischen Armee erhoben.[21] Dieser militärische Rang sollte ihm in seinen Alltagsgeschäften eine grössere Autorität verleihen. Noch einmal anderthalb Jahre später, am 26. November 1800, teilte der Kriegsminister dem Vollziehungsrat Guisans Wunsch mit, man möchte ihn als helvetischer Generalinspektor für Strassen und Brückenbau nun doch fest anstellen und mit monatlichen 200 Franken fix besolden.[22]

Doch offensichtlich war das ein Wunsch, den die Regierung weder erfüllen wollte noch konnte. Sie begründete ihren negativen Entscheid damit, dass im helvetischen Staatsaufbau fast alles und auch sie selbst provisorisch sei: «L’état provisoire d[an]s lequel sont la plupart des institutions, d[an]s lequel est le Gouvernement lui-même, l’ignorance où il se trouve de l’organisation qui sera donnée au Departement de la Guerre & l’apprehension qu’il doit dès là même éprouver de faire des dispositions contraires à celles qui pourroient être prises par la suite, toutes ces raisons lui imposent l’obligation de se refuser au desir du Citoyen Guisan.»[23] Schliesslich hatte aber auch dieser Entscheid der provisorischen Regierung keine lange Dauer. Per Dekret vom 22. März 1800 bestimmte sie «1° L’établissement d’un ingénieur et Inspecteur en chef des ponts et chaussées qui ferait en même tems les fonctions de chef de Bureau dans cette partie.»[24] Von einem Provisorium war nun nicht mehr die Rede.

Guisan ist in einer grossen Zahl von Quellen der helvetischen Verwaltung in seinen Funktionen und Aktivitäten, nicht aber als Privatperson zu fassen. Er war treibende Kraft aller Strassenvorlagen, die der Kriegsminister dem Direktorium einreichte, er leitete alle Umfragen zum Strassenwesen und er war Bürochef einer Abteilung in der Zentralverwaltung. Er begab sich immer wieder auf Reisen, manchmal von der Regierung gesandt, um ihre Probleme vor Ort zu regeln. Er kümmerte sich um konkrete Strassen-, Brücken- und Festungsbauten und er zeichnete Pläne und Karten. Daneben entwarf er kleine und auch grosse Bach- und Flusskorrektionen. Anlässe dazu waren Überschwemmungen und akute Notlagen. Aber er befasste sich auch mit jahrzehntealten Missständen, die nun endlich, im neuen Staat, im neuen Geist, im Sinne des Fortschritts und mit dem nur allzu notwendigen Nebeneffekt der Arbeitsbeschaffung gelöst werden müssten. Visionen, Projektskizzen und Pläne betrafen die Linth, die Aare, die Reuss, die Sense, die Zihl oder die Rhone. Solche Projekte waren beispielsweise eine Kanalverbindung zwischen dem Zuger- und dem Vierwaldstättersee und der Ausbau der Reuss zu einem regulären Wasserweg, mit deren Planung das Direktorium Guisan am 3. November 1798 betraute.[25] Aber auch die Korrektion der Linth zwischen dem Glarner Unterland, dem Walen- und dem Zürichsee untersuchte er. Kaum ein Geschäft ist jedoch so oft und so breit in den Akten des Kriegsministeriums überliefert wie die ebenfalls von Guisan entworfene Kriegsschaluppe für den Vierwaldstättersee, ein gut 15 Meter langes, hölzernes Kanonenboot mit dem sprechenden Namen «Unité»,[26] was das damalige charakteristische Nebeneinander von Grossem und Kleinem in den Regierungs- und Verwaltungsgeschäften gut illustriert.

Undatierter Plan einer Korrektion der Linth zwischen dem Glarner Unterland, dem Walen- und dem Zürichsee von Jean Samuel Guisan.[27] Guisans eigene Wasserbauprojekte, seine umfassenden mit dem Infrastrukturbau verfolgten Ziele und seine Kontakte zu Protagonisten des Wasserbaus der Jahrhundertwende und des frühen 19. Jahrhunderts lassen die Bedeutung von Guisan und den helvetischen Plänen auch für die nachhelvetische Zeit vermuten. Konkret wäre zu untersuchen, inwieweit Eschers Projekt der Kanalisierung und der Einleitung der Linth in den Walensee auf Vorarbeiten von Guisan beruhten.[28]

Plan einer Aarebrücke bei Olten. Für die Ersetzung der 1798 im Zusammenhang mit dem Vormarsch der Franzosen zerstörte Brücke entwarf Jean Samuel Guisan im Laufe des Jahres 1800 sechs Projektvarianten, die er dem Kriegsminister im Februar 1801 vorlegte. Im Bild ist Projekt I, eine vierjochige Holzbrücke, für die sich die helvetische Regierung im Oktober 1801 entschied. Die Bauarbeiten wurden im März 1802 eingestellt. Die 1803 wirklich gebaute Brücke wurde nach gleichem Konstruktionsprinzip, aber nach Bauplänen von Blasius Baltensweiler realisiert.[29]

Projekte V und VI waren vom technischen Standpunkt aus die fortschrittlichsten. Bei der in Fig. 3 und 4 gezeigten Holzbogenkonstruktion wären die tragenden Balken im Dampf gebogen worden. Bei Projekt VI handelte es sich um eine Steinkonstruktion.[30]

Das Kanonenboot Unité, das vom Chef der Division III des Kriegsministeriums Jean Samuel Guisan persönlich entworfen wurde.[31] Kein Projekt von Guisan erforderte in der helvetischen Verwaltung so viel Papier wie die tatsächlich gebaute Schaluppe.

Guisan war rund drei Jahre in der helvetischen Zentralverwaltung tätig. Er starb am 19. Juni 1801 an den Folgen einer fehlgeschlagenen Hämorrhoidenbehandlung. Der Vollziehungsrat beschloss darauf, der Familie des Verstorbenen für die dreijährige Arbeit 1200 Franken zu zahlen, davon 400 Franken sofort.[32] Nachfolger von Guisan wurde Abram-Henri Exchaquet (1742–1814), der bis dahin Strasseninspektor in der Waadt gewesen war.

Die biografische Skizze abschliessend stellt sich die Frage, ob es denn eine Verbindung zwischen den französischen Kolonien und dem helvetischen Projekt einer zentralstaatlich verfassten Republik gibt, die über das rein Biografische hinausführt. Sie kann hier aufgrund der engeren Projektziele nicht schlüssig beantwortet werden. Ein Anhaltspunkt für die Annahme einer solchen Verbindung liegt mit Fornerods Empfehlungsschreiben an die helvetische Regierung vor, die in der Folge Guisan nicht trotz, sondern in Kenntnis der kolonialen Vergangenheit und wahrscheinlich gerade wegen seiner Erfahrung mit der Organisation einer Kolonie zum Generalinspektor ernannte. Auf ganz allgemeiner Ebene liegt die Verbindung dieser Welten letztlich in der Aufklärung, die bekanntlich nicht nur Toleranz und Menschrechte, sondern auch Entdekungen, Kolonisierungen (auch Binnenkolonisierungen) und wirtschaftliche Ausbeutung umfasste.[33]

Dokumente zur Jugend und zur Tätigkeit in Surinam und in Französisch-Guayana

Mémoires contenans la vie ou l’histoire de J. S. Guisan ci devant Capitaine d’Infanterie, Ingénieur en chêf pour la partie Hydraulique, chevalier du mérite, au service de France, écrit par lui-même. Avril 1797.[34]

Mémoire pour demander une pension, Schreiben von Guisan an die französische Regierung vom 10. April 1801.

Traité sur les Terres noyées de la Guiane, appellées communément Terres-Basses, sur leur desséchement, leur défrichement, leur culture & l’exploitations; avec des réflexions sur la régie des Esclaves & autres objects. Par Mr. Guisan, Capitaine d’Infanterie, Ingénieur en chef pour la partie Agraire & Hydraulique, Cayenne 1788.

Malouet. Collection de mémoires et correspondances officielles sur l’administration des colonies, et notamment sur la Guiane française et hollandaise, 5 vol., Paris 1792, vol. 1, 36–43.

Kristen Sarge über Jean Samuel Guisan als «figure de l’ingénieur ‹total›».[35]

Wichtige Schriften von Guisan aus der Zeit der Helvetik

Mémoire sur les communications et un nouveau mode pour leur entretien, Oktober 1798, Manuskript; programmatische Schrift.[36]

Extraites d’un voyage rapide, fait aux frontières du pays Grisons, de l’Autriche antérieure et dans plusieurs lieux de la Suisse orientale, 2. September 1800, Manuskript; Reisebericht 1800.[37]

Diverse Instruktionen

Rapport sur l’organisation des ponts et chaussées du 15e Mars 1800, Manuskript.[38] [Link neu setzen nach Korrektur der Transkription]

Rapport sur l’organisation des chemins, du 5 Avril 1800, Manuskript.[39]

J[ean] S[amuel] Guisan. Observations sur la construction, l’entretien e l’amélioration des chemins, notamment de ceux de traverse, Berne 1800.

J[ean] S[amuel] Guisan. Bemerkungen über Erbauung, Verbesserung und Unterhaltung der Wege vorzüglich der Nebenwege. Den Landbauern Helvetiens gewidmet, Bern 1800, Übersetzung des französischen Originals.[40]

 

[1] Abb. aus Le Roux, Yannick [et al.]. Jean Samuel Guisan. Le Vaudois des terres noyées: ingénieur à la Guiane française, 1777–1791, Lausanne 2012, 213.

[2] Hauptquelle des Folgenden ist Guisans 1797 verfasster Bericht: Mémoires contenans la vie ou l’histoire de J. S. Guisan ci devant Capitaine d’Infanterie, Ingénieur en chêf pour la partie Hydraulique, chevalier du mérite, au service de France, écrit par lui-même, Avril 1797, Archives cantonales vaudoises, PP 33/1. Zu Guisan siehe auch: Bissegger, Paul. Guisan, Jean Samuel, in: HLS, www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D19857.php [9. 5. 2017], und: Le Roux, Yannick [et al.]. Jean Samuel Guisan. Le Vaudois des terres noyées: ingénieur à la Guiane française, 1777–1791, Lausanne 2012. Diese Publikation enthält unter anderem auch die Transkription der «Mémoires» von Guisan.

[3] Guisan. «Mémoires», 6f.

[4] Zu den Plantagen, vgl.: http://www.surinameplantages.com/ [24. 10. 2018].

[6]Eynard, Charles. Le chevalier Guisan. Sa vie et ses travaux à la Guyane, Paris 1844, 112f. Das vom König Louis XVI. und dem Marineminister Antoine de Sartine unterzeichnete Brevet ist in den Archives cantonales vaudoises (ACV PP33/2c) überliefert. Zu den weiteren offiziellen Titeln siehe Le Roux, Yannick [et al.]. Jean Samuel Guisan. Le Vaudois des terres noyées: ingénieur à la Guiane française, 1777–1791, Lausanne 2012, 219 : «Le 1er octobre 1777, il devient ‹ingénieur du roi pour la partie agraire et hydraulique› et, le 22 novembre 1777, lieutenant d’infanterie de la 1re compagnie des milices de Cayenne; puis, le 1er mai 1778, il obtient ‹la direction en chef et supérieurement à tous autres ingénieurs› pour les travaux de dessèchement et la culture des terres. Ses nominations sont confirmées et étendues par le roi par lettres et brevet des 15 juillec et 5 décembre 1778.»

[7] Traver, Barbara. After Kourou: Settlement Schemes in French Guiana in the Age of Enlightenment, Dissertation, Washington State University, Manuscript 2011, 50; Zimmermann, Alfred. Die Kolonialpolitik Frankreichs, Berlin 1901, 226.

[8] Eynard, Charles. Le chevalier Guisan. Sa vie et ses travaux à la Guyane, Paris 1844, 140f.

[9] Archives nationales d’outre-mer. Die Recherche im Internetportal der ANOM zum Stichwort Guisan ergibt 125 Nennungen [8. 1. 2019].

[10] Malouet. Collection de mémoires et correspondances officielles sur l’administration des colonies, et notamment sur la Guiane française et hollandaise, par V. P. Malouet, ancien administrateur des Colonies et de la Marine, 5 vol., Paris 1792.

[11] Archives cantonales vaudoises, PP 33/2-p, Transkription Giorgio Bellini. Le strade in Ticino nel periodo della Republica Elvetica (1798–1803), 3 vol., Sezione documentaria, terzo fasicolo, SD 1.

[12] Vgl. dazu David, Thomas; Etemad, Bouda; Schaufelbuehl, Janick Marina. Schwarze Geschäfte. Die Beteiligung von Schweizern an Sklaverei und Sklavenhandel im 18. und 19. Jahrhundert, Zürich 2005, 76–79. Maroon wurden die Nachfahren entflohener Sklaven genannt.

[13] Mémoires contenans la vie ou l’histoire de J. S. Guisan ci devant Capitaine d’Infanterie, Ingénieur en chêf pour la partie Hydraulique, chevalier du mérite, au service de France, écrit par lui-même. Avril 1797. Archives cantonales vaudoises, PP 33/1, p. 204–210.

[14] Ebd.

[15] Ritter des St.-Ludwig-Ordens.

[16] CH-BAR#B0#1000/1483#507*, Zentral- und Kantonsbehörden, 1798–1801 (Dossier), fol. 9, Transkription Giorgio Bellini. Le strade in Ticino nel periodo della Republica Elvetica (1798–1803), 3 vol., Sezione documentaria, terzo fasicolo, SD 1.

[17] ASHR 15, Nr. 2014, 842.

[18] ASHR 15, Nr. 2016a, 842.

[19] ASHR 15, Nr. 2016b, 842.

[20] CH-BAR#B0#1000/1483#3144#1, fol. 29 [PDF-S. 35].

[21] CH-BAR#B0#1000/1483#742#1, fol. 245-246 [PDF-S. 367-368].

[22] CH-BAR#B0#1000/1483#742#1, p. 505-508 [PDF-S. 630-633]; ASHR 15, Nr. 2020, 843.

[23] CH-BAR#B0#1000/1483#742#1, p. 507-508 [PDF-S. 632-633].

[24] CH-BAR#B0#1000/1483#3147, fol. 219 [PDF-S. 315-316]; Extrait du Procés verbal de la Commission Exécutive.

[25] CH-BAR#B0#1000/1483#3144#1, fol. 31 [PDF-S. 37].

[26] Foerster, Hubert. L’Unité, das Luzerner Kanonenboot 1798–1802, in: Der Geschichtsfreund: Mitteilungen des Historischen Vereins Zentralschweiz, Jg. 131, 1987, 19–28.

[27] CH-BAR#B0#1000/1483#3179#1_0149.

[28] Die diesbezüglichen helvetischen Pläne verdienten in der Geschichte der Linthkorrektion eine ausführlichere Würdigung; vgl. dazu: Speich, Daniel. Helvetische Meliorationen. Die Neuordnung der gesellschaftlichen Naturverhältnisse an der Linth (1783–1823), Reihe: Interferenzen 6, Zürich 2003, 176–185, und: Speich, Daniel. Herren über wilde Wasser. Die Linthingenieure als Bundesexperten im 19. Jahrhundert, Reihe: Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik 82, Zürich 2006, 21–26.

[29] CH-BAR#B0#1000/1483#3178#1_0251. Dazu in der Handschrift Guisans die Projektbeschreibung vom 18. Februar 1801: Projet pour la Construction d’un nouveau pont sur l’Aar à Olten; alle Pläne: CH-BAR#B0#1000/1483#3178#1_ 0195–0213. Zum Brückenprojekt vgl. Gubler, Hans-Martin. Jean Samuel Guisans Projekt für eine Aarebrücke in Olten, Unsere Kunstdenkmäler. Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Jg. 23, Heft 1–2, 1979, 60–71.

[30] CH-BAR#B0#1000/1483#3178#1_3178#1_0248.

[31] CH-BAR#B0#1000/1483#3176#1, fol. 70 [PDF-S. 112]. Nach Foerster 1978, Abbildung bei Seite 24, ist es nicht sicher, dass es sich bei dem Plan konkret um die «Unité» handelte. Wir nehmen das jedoch als sicher an.

[32] ASHR 15, Nr. 2021, 843.

[33] Zur Doppelgesichtigkeit der Aufklärung, zur atlantischen Sklaverei der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und zur Konturierung des Rassebegriffs in deren Zusammenhängen, vgl.: Nelson, William Max. Making Men: Enlightenment Ideas of Racial Engineering, in: The American Historical Review 115, 5/2010, 1364–1394, und: Traver, Barbara. A “New Kourou”: Projects to Settle the Maroons of Suriname in French Guiana, in: Proceedings of the Western Society for French History 39, 2011, 107–121.

[34] Archives cantonales vaudoises, PP 33/1, publiziert in: Le Roux, Yannick [et al.]. Jean Samuel Guisan. Le Vaudois des terres noyées: ingénieur à la Guiane française, 1777–1791, Lausanne 2012, 79–287.

[35] Sarge, Kristen. Au service du bien public en Guayane (1777–1791). Quelques éclairages complémentaires aux mémoires de Guisan, in: Le Roux, Yannick [et al.]. Jean Samuel Guisan. Le Vaudois des terres noyées: ingénieur à la Guiane française, 1777–1791, Lausanne 2012, 53–78, zit. 57–59.

[36] CH-BAR#B0#1000/1483#742#1, p. 33–48 [PDF-S. 149–164].

[37] CH-BAR#B0#1000/1483#3168-05#1, fol. 320–329 [PDF-S. 31–46].

[38] CH-BAR#B0#1000/1483#3168-03#1, fol. 129–139 [PDF-S. 1–18].

[39] CH-BAR#B0#1000/1483#742#1, p. 439–463 [PDF-S. 564–588].

[40] Es handelte sich um einen überarbeiteten Teil aus dem Manuskript «Observations abregées sur les chemins et les travaux Rélatifs aux fleuves», das Guisan dem Direktorium im September 1799 vorgelegt und zur Publikation vorgeschlagen hatte (ACV PP 33.4).